In vielen Bereichen unseres Lebens führt ein und dasselbe Thema aktuell zu emotional aufgeladenen Diskussionen. Wird es die Welt verändern? Wird die Veränderung gravierender als das Internet? Wird man uns noch brauchen? Von Alexa zu ChatGPT, die Fragen so schnell beantworten, dass manchmal das eigene Überlegen zu lange dauert. Hin zu automatisch generierten Sprach- und Textnachrichten und jetzt auch Bildern. Je weiter das Thema gesponnen wird, desto polarisierender die Unterhaltungen.
Auch in der Fotografie hat das Thema Einzug gefunden – und zwar nicht zu knapp. Doch für viele von uns Fotograf:innen ist das Thema gar nicht so neu wie für andere. Denn wir arbeiten schon länger damit. Worum es geht? Selbstverständlich um KI in der Fotografie.
Wie verändert KI die Fotografie?
Spätestens seit ChatGPT auch Bilder generieren kann, wird das Internet von Diskussionen über Ethik und Urheberrechte regelrecht beherrscht. Die einen loben es als revolutionäre Errungenschaft für die Kreativwelt, die anderen prophezeien den Untergang der Fotografie.
Dennoch muss insbesondere in der Fotografie festgehalten werden, dass kaum eine Kamera oder eine Fotosoftware heutzutage noch ohne eine KI basierte Unterstützung auskommt. Dank der aktuellen künstlichen Intelligenz ist es einfacher denn je, professionelle Ergebnisse zu erziehen, unter anderem dank neuer Möglichkeiten in der Bildbearbeitung und -verbesserung. Doch ersetzt AI bald die Fotografie oder unterstützt sie lediglich das Kunstwerk und den eigenen Workflow?
Ist KI das Gleiche wie AI?
Um kurz die Begrifflichkeiten zu klären: Ja, KI ist das Gleiche wie AI. KI steht für künstliche Intelligenz und ist somit die deutsche Übersetzung für AI. Die Abkürzung stammt aus dem Englischen und steht für Artificial Intelligence. Gleiche Bedeutung, andere Sprache.
Die KI in der Kamera
Mit KI gestützter Software können Gesichter in Fotos unmittelbar erkannt werden – das kennst Du sicher schon, denn Gesichter- und Augenerkennung gibt es ja schon einige Jahre. Aber wusstest Du auch, dass Gesichter ebenso direkt beim Auslösen des Bildes verbessert werden können?
Wie funktioniert Bilderkennung mit KI?
Das spart viel Zeit in der Nachbearbeitung. Hauttöne können etwa angeglichen, Augen und Zähne verbessert oder Gesichtszüge angepasst werden – extrem hilfreich in der Porträtfotografie.
Nach der Gesichts- und Augenerkennung kamen dann Schritt für Schritt die Erkennung von Hunden, Katzen, Insekten, Vögel, Autos … und vieles mehr dazu. Der Vorteil ist hier, dass die Schärfe des Motivs automatisch angepasst wird und Du so mehr Zeit hast, Dich auf die Komposition zu fokussieren.
Per KI unterstützte Bildstabilisierung
Die KI basierte Motiverkennung hilft der Kamera dabei, Bewegungen im Bild schnell zu erkennen und der Bildstabilisierung dadurch notwendige Infos zukommen zu lassen. Durch intensives Training der KI Algorithmen seitens der Hersteller kann insbesondere in der Videografie die Bildstabilisierung erleichtert werden.
KI-basierte Kameraautomatiken
Auch dieses Thema ist keineswegs ganz neu. Denn all die Automatikmodi Deiner Kamera haben schon länger Berührungspunkte mit KI. Insbesondere wenn man gerade anfängt und mit den manuellen Einstellungen der Kamera noch nicht so vertraut ist, sind diese daher praktisch. Allerdings solltest Du dabei auch beachten, dass Du Deine künstlerische Freiheit damit ein wenig an die Kamera abgibst. Vielleicht würdest Du den Fokus gerne anders legen, doch, woher soll die KI das wissen? Daher ist es ratsam, sich schnellstmöglich mit dem manuellen Modus zu beschäftigen.
KI in der Nachbearbeitung: Wo wird überall KI verwendet?
KI hat die Nachbearbeitung auf jeden Fall ergänzt. Sicherlich kennst Du die Situation, wenn Du eine tolle Szenerie aufnimmst und Dir in der Nachbearbeitung auffällt, dass bspw. eine Person, ein Mülleimer oder ein Vogel Dein Bild stört. Dank der “Generativen Füllung”, ist das jedoch kein Problem mehr. Dabei wird Dein Hintergrund von der KI analysiert und das Objekt wird in Sekundenschnelle entfernt oder ersetzt, sodass keine sichtbaren Spuren zurückbleiben.
Auch kannst Du mit AI Photo Editors Bilder oder Elemente schnell freistellen und sie so vom Hintergrund lösen, Belichtungen, Kontraste oder die Farbsättigung anpassen.
Eine weitere Errungenschaft ist die automatische Verbesserung der Bildqualität. So kannst Du mit nur einem Klick die Details schärfen und Bildrauschen minimieren. Auch gibt es KI Softwares, denen Du die RAW Datei übergibst und mit einem Klick die gesamte Bearbeitung abgeben kannst. Das kann sicherlich hilfreich sein, jedoch sollte man sich überlegen, ob man 100 % an die KI abgeben möchte. Denn wenn die künstliche Intelligenz Dein Foto bearbeitet, könnte Deine Vision bzw. Dein Stil verloren gehen.
Auf jeden Fall sollte man KI in der Nachbearbeitung aber als Erleichterung und Ergänzung ansehen, um den Bearbeitungsprozess zu vereinfachen und zu beschleunigen. So kannst Du auch Staub- und Sensorflecken mit einem Klick entfernen lassen – und wir alle wissen, wie viel Zeit das in Anspruch nehmen kann.
Künstlerische Effekte und Looks mit künstlicher Intelligenz in der Fotografie
Weiterhin kannst Du auch KI-basierte Filter nutzen, um bestimmte Effekte zu erzielen. So kannst Du etwa per Knopfdruck die Bilder in Schwarzweiß umwandeln oder bspw. einen Vintage Filter anwenden. Hier gilt jedoch immer, Filter solltest Du nur so nutzen, wie Du es magst. Viele Fotograf:innen wehren sich dagegen, da Du auch so einen Großteil der individuellen Bearbeitungsmöglichkeit abgibst.
Was sind KI Bildgeneratoren?
Das wohl am kontroversesten diskutierte Thema mit KI in der Fotografie sind die KI Bildgeneratoren. Das bedeutet, dass KI ganze Bilder generieren kann und so Bildkompositionen schafft, ohne dass der Auslöser einer Kamera überhaupt gedrückt werden muss. KI Fotos generieren hat dann natürlich nichts mehr mit der Fotografie an sich zu tun, sondern eher mit Grafikdesign.
Photo AI wird dabei auch oft als CGI (Computer-Generated-Imagery) bezeichnet. Das beschreibt den Prozess, bei dem man der KI lediglich beschreibt, was man auf dem virtuellen Foto sehen möchte. Mittels sogenannter Prompts können die Ergebnisse dann verfeinert werden und die KI lernt, wie sie die KI Fotos erstellen kann, indem sie Deine Ansprüche lernt. Das bezeichnet man auch als Machine Learning.
Urheberrecht KI Bilder
Doch interessant wird es bei Fotos ja immer, wenn es um das Urheberrecht geht. Wie würdest Du reagieren, wenn jemand Deine Fotos einfach verwendet? Laut deutschem Urheberrechtsgesetze (UrhG) und auch anderen westlichen Urheberrechtsgesetze sind KI Bilder nicht geschützt. Denn damit dieses Gesetz bei uns greift, muss die Voraussetzung gegeben sein, dass das Bild eine menschliche Schöpfung ist. In Peking sieht man das ein wenig anders, denn da unterliegen KI Bilder bereits seit Dezember 2023 dem Urheberschutz. Bei uns heißt es klar: keine Person, kein Urheberrecht.
Aktuell streitet man sich noch darum, ob ein künstlerischer Prompt, auf dem das KI-Bild basiert, als eine menschliche Schöpfung angesehen werden sollte. Bisher gibt es hierzu jedoch keine Einigung. Da die KI Bilder auch keinem Bearbeitungsgesetz obliegen, bedeutet das auch, dass Dritt sich diese Bilder nehmen und für ihre Zwecke bearbeiten dürfen.
Daher scheint es bisher ziemlich unbedenklich zu sein, KI Bilder zu verwenden – egal ob selbst erstellt oder von anderen kopiert. Allerdings solltest Du bei der Generierung von KI Personen aufpassen. Bei der Anzahl der Menschen auf der Welt, kann es gut sein, dass Du ein Bild erzeugst, dass einer Person zur Verwechslung ähnlich sieht. Diese könnte sich dann beschweren. Wie wahrscheinlich dieser Fall ist, lassen wir mal offen. Jedoch wird insbesondere vor dieser Situation gewarnt.
Fazit: Wird KI die Fotografie ersetzen?
Aber wie wirkt sich die KI in Zukunft auf die Fotografie aus? Haben Fotografen eine Zukunft oder werden sie von AI ersetzt?
Auch wenn viele KI Themen in der Fotografie keineswegs neu sind und sie sich im Eiltempo weiterentwickelt, kann man wohl kaum voraussagen, welche Möglichkeiten es in den nächsten Jahren geben wird. Zweifellos wird es eine Umstellung mit sich bringen, KI in den Alltag und auch in die Fotografie einzubinden, jedoch war Wandel schon immer mit Arbeit verbunden. Man sollte die Veränderung als Chance ansehen und die Vorteile finden, die man für sich nutzen kann.
Beispielsweise werden KI Algorithmen dazu führen, dass Arbeitsabläufe beschleunigt werden und Berufsfotograf:innen somit mehr Aufträge in kürzerer Zeit abarbeiten können. Auch wird man dank KI in der Bildbearbeitung schneller zu professionellen Ergebnissen kommen. Spannend bleibt aber auf jeden Fall, wie es mit den AI generierten Fotos weitergeht. Wenn eine KI Bilder generieren kann und so Situationen erschafft, die es im wahren Leben nie gegeben hat, kann dies schnell zu Manipulationen führen. Daher wird es wichtig werden, eine rechtliche Grundlage für die Nutzung von KI Bildern zu schaffen und eine Kennzeichnung verpflichtend zu machen.
Allerdings kann die Diskussion, ob KI uns Fotograf:innen von der Oberfläche verdrängen wird, glauben wir, mit einem klaren Nein beantwortet werden. Denn bisher hat KI es noch nicht geschafft, CGI Bilder so zu generieren, dass sie zu 100 % realistisch aussehen. Obwohl man davon ausgehen kann, dass diese Veränderung zeitnah kommen wird. Trotzdem bleibt eine Fotografie etwas Persönliches, etwas Individuelles. Fotograf:innen fotografieren, um anderen Personen die Emotion des Momentes weiterzugeben und einem Foto Leben einzuhauchen. Und das wird eine KI nie können. Denn Fotografie ist für viele Menschen ein Lebensstil. Das an der frischen Luft sein, das Abschalten, die Suche nach dem perfekten Moment – fast schon etwas Meditatives. Wir Fotograf:innen lieben den kreativen Prozess, denn das ist unsere Möglichkeit, uns auszudrücken. Das wird keine KI der Welt je ersetzen können.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass KI in vielerlei Hinsicht die Fotografie verändern und unterstützen wird, jedoch niemals die Kunst dahinter ersetzen kann. Wir sind gespannt, welche Möglichkeiten KI in den nächsten Jahren mit sich bringt und wir werden stets die Augen nach ihren Vorteilen offen halten.
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